Vor 3 Monaten und einer Woche brach eine Welt zusammen, andere würden schreiben, die Welt stand still, andere wiederum, dass es wichtig war, dass die Welt aus den Fugen geriet. Wieder andere werden sagen, dass ich dramatisiere. Wahrscheinlich ist es wie so oft im Leben, in allem steckt ein Funken Wahrheit.
Dank Eurer Unterstützung und Eurem immer wieder zeigen, dass die Menschen, die mit ihrem Engagement Eure Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben, nicht vergessen sind, können wir regelmässig schreiben: "Es geht uns gut, unsere Mitarbeiter sind wohlauf."
Wir wissen, dass das nicht Selbstverständlich ist und sind überwältigt, ja sprachlos angesichts der grosszügigen Spenden, der anhaltenden Solidaritätsbekundungen. Es ist ja auch im Leben von Euch, bei Euch zuhause, eine grosse Herausforderung und aus einem vermeintlich "sicheren Alltag" wurde all zu oft ein Flickenteppich von Unsicherheiten.
Für ein Land, für eine Stadt und Region, für die vielen Menschen, deren Erwerb direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig ist, ist die andauernde Unsicherheit, jede einzelne der zahlreichen Tourenannullierungen ein harter Schlag. Diesen zu verdauen, ist je nach, wie eingebunden die jeweiligen Menschen sind, trotz teils staatlicher Unterstützung, auf verschiedenen Ebenen eine grosse Herausforderung. Erstmals in den über 23 Jahren, in denen ich mit Marokko verbunden bin, lese ich von Selbstmord. Einige scheinen in eine Art Schockstarre gefallen zu sein, andere depressiv, aufgrund des Verlustes der Arbeit und Struktur oder einfach, weil über 3 Monate Ausgangsbeschränkung auf die Psyche schlägt.
Umso dankbarer sind wir, dass unsere Mitarbeiter gesund sind und bei und mit ihren Familien diese ungewohnte Situation gut meistern. Dankbar dafür, dass sie dank Euren Spenden und teils der staaatlichen Unterstützung etwas zu Essen auf dem Tisch haben.
Gottseidank sind ab dem 25. Juni weitere Lockerungen und die Wiederaufnahme von Gewerbe und Transport geplant. Landesweit sollen ua Cafés und Restaurant wieder Gäste bedienen dürfen. Das Kleingewerbe und auch Haare schneiden beim Coiffeur soll mit 50% "Belegung" möglich sein und die öffentlichen Verkehrsmittel wieder in Betrieb genommen werden. Gärten und Pärke sollen wieder geöffnet werden. Die meisten Regionen Marokko's sind zudem in der Zone 1. In dieser kann man sich frei bewegen, ohne ein entsprechendes Papier vorzeigen zu müssen.
Leider ist Marrakech eine von 4 Orten/Regionen, die weiterhin in die Zone 2 eingeteilt sind. In der Zone 2 gelten einige der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie weiterhin.
Regelmässig mit Gästen auf Touren unterwegs, zusammen mit den andern Teammitgliedern, Hand in Hand arbeitend, das Wetter, die Gruppenzusammensetzung, die lokalen Begebenheiten, die den Tag "ausmachten", haben unsere Tourenguides ihren Berufsalltag eingetauscht in ein in den eigenen vier Wänden sitzen und einmal pro Woche einkaufen gehen. Kommende Woche werden Abdellah und Brahim, zusammen mit Younes, den Familien auf dem Land Spendenbeträge überbringen. Dies ein erstes "draussen unterwegs sein", dem hoffentlich, mit gemeinsamen Touren noch weitere folgen werden.
Wir haben Glück und wohnen so, dass wir nach draussen gehen können und regelmässig mit unseren Velos unterwegs sind. Auch haben wir Arbeit, das hilft, jeden Tag die Herausforderungen anzunehmen. Planen tun wir jedoch kaum und zu viel über eine ferne Zukunft nachdenken auch nicht. Das Orakeln überlassen wir doch lieber den wahren marabout's.
Hebet Eu Sorg.
Brigitte & Lahoucine